Gefangen in der Dunkelheit by Fink Lisa

Gefangen in der Dunkelheit by Fink Lisa

Autor:Fink, Lisa [Fink, Lisa]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-06-05T22:00:00+00:00


23

Verwundert sah er sie an. Ihre Lider waren geschlossen. Ihre Hand in seiner war warm und angespannt. Wie meinte sie das? „Du hattest doch bestimmt schon mal einen Freund.”

Ihre Hand löste sich aus seiner und hinterließ den Nachhall ihrer Körperwärme. Hatte er etwas Falsches gesagt?

Sie schlang die Arme um ihre Beine und bettete ihr Kinn auf die Knie. „Schon. Aber es war nie was Richtiges. Mehr so zum Probieren.”

„Probieren?” Das Wort kratzte in seinem Hals.

Sie zuckte mit den Achseln. „Na, wie das halt so ist, das mit dem Küssen und dem Sex und so.” Sie sah ihn aus den Augenwinkeln an. „Bist du jetzt schockiert?”

Irgendwie war er das tatsächlich. Sie wirkte so unschuldig. Er schüttelte den Kopf und bemühte sich um ein Lächeln. „Das ist doch ganz normal.”

Sie nickte langsam und sah ihn an mit einem Blick, der alles andere als neutral war. Zu lange ruhte er auf seinem Gesicht, zu tief brannte er sich ein.

Sollte er jetzt etwas tun? Sie küssen? Er wusste nicht, wie das ging. In den Filmen hatte das immer so selbstverständlich ausgesehen. Seine Finger zitterten, als er ihre Hand nahm und mit den Fingerspitzen über ihre Haut strich. Es gab etwas, dass er ihr sagen musste. Vielleicht würde sie sich von ihm losreißen und davonlaufen. Das musste er riskieren. Mit dieser Lüge konnte er nicht länger leben.

Er zog ihre Hand an sein hämmerndes Herz und umschloss sie mit seinen beiden. „Du musst noch etwas über mich wissen.”

„Okay”, sagte sie gedehnt, lehnte ihren Kopf an die Wand und schloss die Augen.

Er beobachtete die Glühwürmchen, die immer weniger wurden. Die meisten hatten wohl inzwischen einen Partner für die Nacht gefunden. „Gestern Nachmittag bin ich am offenen Küchenfenster vorbeigekommen und habe zufällig gehört, dass der Grichtmaier mit meinem Bewährungshelfer, Herrn Müller, telefonierte. Ich war neugierig, was er über mich sagen würde. Also habe ich gelauscht. Er hat den Müller beruhigt, ich wisse nichts davon, dass er mich nur aus Schuldgefühlen aufgenommen hat, weil er für den Tod meiner Eltern verantwortlich ist.”

„Was?” Sie richtete sich auf. „Warum ist der Grichtmaier Opa schuld am Tod deiner Eltern? Ich dachte, die hatten einen Autounfall.”

„Das wollte ich auch wissen. Also bin ich in die Küche gestürmt nachdem er aufgelegt hatte und habe eine Erklärung verlangt. Er war furchtbar wütend, dass ich gelauscht hatte, und hat mich aus der Küche in den Flur geschubst. Da habe ich ihn am Kragen gepackt und ihm ins Gesicht geschrien, er soll mir die Wahrheit sagen. Und so habe ich erfahren, dass er es war, der den Unfall verursacht hat. Mit seinem Mercedes hat er meinem Vater die Vorfahrt genommen. Aus Versehen, er hatte die geänderte Vorfahrtsregelung nicht gesehen. Er war mit einer Geldstrafe davon gekommen. Jahre später hat er sich über mich informiert, warum auch immer. Da war ich allerdings schon im Knast. Als ich rausgekommen bin, hatte ich kaum Aussicht, einen Job zu bekommen. Ich habe im Gefängnis Zweiradmechaniker gelernt, aber wer will einen wie mich schon einstellen. Also war ich dankbar, als mir der Grichtmaier nicht nur Arbeit, sondern auch ein Dach über dem Kopf angeboten hat.



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